26.06.2025, 18-21:00 – opening Sunah Choi Maquette

GROTTO
Katharina Schilling
Sand Is Water You Can Walk On (BOM DIA BOA TARDE BOA NOITE)
25.04.25, 18:00

Buchpremiere in Berlin: Das Künstlerinnenbuch Sand is Water You Can Walk On von Katharina Schilling bringt die gleichnamige Bilderserie mit Texten der Autorinnen Eva Hegge, Miriam Stoney und Sophia Eisenhut zusammen. Schilling bezieht sich in ihrer Werkserie auf gotische Buchmalereien, eine frühe Form der Malerei, die aus einer Zeit vor dem Subjektbegriff erzählt.

Die Auseinandersetzung mit (kunst-)historischen Themen aus einer antisubjektiven, utopisch-spekulativen Perspektive prägt Schillings Werk.
Zur Buchpräsentation werden alle drei Autorinnen lesen. Eva Hegge lässt uns mit ihrer Geschichte in eine verträumte, nerdige Erzählung eintauchen. Miriam Stoney vertieft sich in mathematische, lyrische Dekonstruktion und Sophia Eisenhut verwirbelt die unterschiedlichsten Stränge zu einer mittelalterlichen Pop-Melange.
Die drei Texte stehen gleichberechtigt neben den Gemälden und knüpfen neue Verbindungen nicht nur zu den Bildern, sondern auch untereinander. Es entstehen intertextuelle Bezüge zur feministischen Literatur, zur mittelalterlichen Poesie und zur politischen wie geometrischen Theorie.

Das Buch ist hier erhältlich.

Analogfotos: Maria Helena Nerhus

#1 Under the Skin: Katharina Schilling

Im Nachhall von Katharina Schillings Ausstellung Für Immer und dem Berlin Launch ihres Künstlerinnenbuchs Sand is Water You Can Walk On, erschienen bei Bom Dia Boa Tarde Boa Noite (2024), freut sich GROTTO, einige von Schillings Gedanken zu ihrer neuen Publikation, ihrem Bezug zu Le Livre de la Cité des Dames von Christine de Pizan, sowie zu ihrer künstlerischen Praxis zu teilen.

Die Buchpräsentation fand im April 2025 im Atriumgarten der Hansabibliothek in Berlin statt, veranstaltet von Elena Malzew von Bom Dia Boa Tarde Boa Noite und Café Tiergarten. Die Autorinnen Eva Hegge, Miriam Stoney und Sophia Eisenhut lasen jeweils aus ihren Beiträgen und verwoben ihre Texte zu einem gemeinsamen, kreisenden Rhythmus.

GROTTO: Wie hast du die Autorinnen für deinen Katalog ausgewählt?

Katharina Schilling: Ich bin mit allen dreien eng befreundet und habe mich schon lange mit ihnen über meine Arbeit ausgetauscht. Außerdem schreiben sie alle unglaublich gut, es war also eine naheliegende Entscheidung, sie für das Buch anzufragen. Jede von ihnen hat ihren eigenen, unverwechselbaren Schreibstil, und ich hoffte, dass sie jeweils unterschiedliche Aspekte meiner Arbeit aufgreifen würden – ohne dass wir das vorher besprechen mussten. Und genau so ist es auch gekommen.

GROTTO: Wie war es, ihre Texte zum ersten Mal zu lesen, und wie spiegeln sich ihre Worte in deinen Gemälden wider?

KS: Ich finde es aufregend, Texte über meine Arbeit zu lesen – man erlebt dabei, wie die Gemälde eigenständig werden, wie sie über den eigenen Horizont hinauswachsen. Evas Text greift das Alltägliche in meinen Bildern auf, den beschreibenden Moment, aber auch die Magie, die im Gewöhnlichen liegt. Miriams Text ist eine lyrische Analyse der geometrischen Anordnung meiner Motive und zeigt, wie mathematische Einsichten zu philosophischen Überlegungen führen können. Sophia reflektiert unter anderem über unsere Faszination für das Mittelalter und die Unmöglichkeit der Selbstaufhebung – Themen, die auch mich in meiner künstlerischen Praxis beschäftigen.

GROTTO: Was sind deine Gedanken zu Le Livre de la Cité des Dames von Christine de Pizan?

KS: Das Buch ist eine frühe feministische Literaturkritik, die um 1400 große Verbreitung fand. De Pizan war die erste europäische Autorin, die von ihrem Schreiben leben konnte. Darin fordert sie einen geschlechterunabhängigen Zugang zu Bildung und wehrt sich gegen Hassreden misogyn geprägter Autoren. Sie nutzt Geschichten starker Frauen aller Zeiten, um ihre Stadt der Frauen als Zufluchtsort mit utopischem Potenzial zu errichten – einen Ort, der über alle Zeiten hinausreicht. Für mich ist es auch eine Wissensquelle über mythische und historische Figuren aus der Antike und dem Mittelalter. Gleichzeitig hat es mich frustriert, dass das Buch nur wenigen bekannt ist. Warum haben wir das nicht in der Schule gelesen, oder wenigstens im Kunststudium? Es ist also auch ein Zeugnis dafür, wie erfolgreich feministische Narrative und Bewegungen im Laufe der Geschichtsschreibung immer wieder unterdrückt wurden. Darüber hinaus haben wir das Mittelalter lange als „anders“ historisiert – diese lange dunkle Zeit, aus der nichts Gutes kommen konnte. Aber ich habe das Gefühl, dass sich das gerade ändert.

GROTTO: Wie kam das Buch in dein Leben, und wie hast du es erlebt?

KS: Sophia Eisenhut hat mir zuerst davon erzählt, aber letztlich kam es durch Sophia Rohwetter (die den Ausstellungstext zur Schau bei GROTTO geschrieben hat) zu mir – sie hat es mir geschenkt. Als ich angefangen habe, es zu lesen, war ich erstaunt, wie witzig es geschrieben ist – und gleichzeitig war ich sehr berührt davon, dass es überhaupt möglich ist, dass mich ein Text einer Autorin aus dem 14. Jahrhundert so erreicht. Das erscheint mir so unglaublich unwahrscheinlich – und macht mich sehr euphorisch in Bezug auf diese einzigartige Fähigkeit von Kunst, eine Verbindung zwischen Menschen über Jahrhunderte hinweg zu schaffen.

GROTTO: Was inspiriert oder nährt deine künstlerische Praxis?

KS: Das kann alles Mögliche sein – Alltagsdinge, Kunst, Musik, Bücher oder Gespräche mit Freund:innen.

GROTTO: Was interessiert dich daran, in deiner zukünftigen Arbeit weiter zu erforschen?

KS: Bisher bin ich eher durch meine tägliche Praxis zu meinen Themen gekommen, nicht umgekehrt. Aber ich glaube, ich werde mich noch intensiver mit Geometrie beschäftigen.

Catering: Café Tiergarten

Verwandte Veranstaltung: Für Immer